Sexueller Missbrauch
Manche Täter waren aggressiv und schlugen, manche waren sehr „freundlich“ und versteckten die sexuellen Übergriffe in langanhaltenden „Liebkosungen“. Einige unserer Gruppenmitglieder wurden als Schlampen und Huren beschimpft, andere waren die „Lieblingsprinzessinnen“. Die meisten von uns erkannten erst nach langem Leidensweg, dass an ihnen, mittels gezielter Manipulationen, Unrecht begangen wurde.
Nicht jeder Täter hat ein sichtbar aggressives oder dominantes Auftreten, ein großer Teil von ihnen, bettet sexuelle Übergriffe in zärtliche Handlungen ein, welche später ganz gezielt erweitert werden. Ein wesentliches Anzeichen für den Unterschied zwischen normalen Zärtlichkeiten und sexuellem Missbrauch ist das Schweigegebot des Täters.
Da wir aus eigener Erfahrung wissen, wie schwer es ist über dieses Thema zu sprechen, möchten wir anderen Betroffenen die Möglichkeit geben, sich auf unserer Homepage zu informieren und vielleicht den Mut zu finden, die leidvolle Schweigespirale zu durchbrechen.
Aus unserer persönlichen Lebensgeschichte wissen wir, dass nur sehr wenige Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch angezeigt werden, insbesondere wenn der Täter ein Familienmitglied ist. Dies wurde auch durch mehrere Studien nachgewiesen.
Die meisten von uns haben jahrelange medizinische und psychotherapeutische Behandlungen hinter sich, welche für die Krankenkassen sicherlich sehr kostenintensiv waren. Oft wurden wir bereits in Kindheit und Jugend medikamentös eingestellt und mit Psychopharmaka behandelt.
Von unseren behandelnden Ärzten und Psychotherapeuten wurden wir nicht auf das Thema „sexueller Missbrauch“ angesprochen, es wurde nicht danach gefragt, weder bei ambulanten noch bei stationären Behandlungen. Wir hatten – meist aus Scham – nicht den Mut über unser dunkles Geheimnis zu sprechen, und so wurden wir über viele Jahre von einem Facharzt zum nächsten geschickt.